Vogesengarten Chitelet

Inhalt

Der Vogesengarten Chitelet

Der wissenschaftliche Garten der Universität Nancy

Ein Halt an La Route des Crêtes

Der Vogesengarten Chitelet liegt an der Kammstraße der Vogesen zwischen Col de la Schlucht und Hohneck. Allerdings ist er nur in wenigen Sommermonaten geöffnet.

Vogesengarten Chitelet Empfang
Empfang

Der dort auf über 1200 m liegende Garten gehört zur Universität Nancy, ebenso wie der Garten Jean-Marie Pelt in Vandœuvre einem Vorort von Nancy.

Die Pflanzen, aus allen Gebirgen der Welt, sind dort nach den Erdteilen geordnet.

Aber auch den Pflanzen der Vogesen ist ein großer Anteil gewidmet. Es gibt zudem einige alpine Raritäten unter ihnen. Auf ca. 1,5 ha gedeihen die Pflanzen trotz des rauhen Klimas gut.

Die Geschichte des Vogesengarten Chitelet.

Früher anfangs des 20. Jh. gab es einen alpinen Garten am Ort Monthabey, nahe dem Col de la Schlucht. Er wurde damals von Liebhabern der Bergpflanzen angelegt, genauer gesagt waren es die Mitglieder des Club Alpin Francais Nancy.

Camille Brunotte 1860-1910
Camille Brunotte 1860-1910

Danach wurde Camille Brunotte, Professor der Fakultät Pharmazie der Universität Nancy der Hauptvorantreiber des Gartens.

Nach seinem Tod im Jahre 1910 wurde dann die Leitung der Universität Nancy anvertraut.

Dadurch, dass der Garten an der Front lag, wurde er leider um 1914 total zerstört.

Im Jahre 1954 gab der ONF ein Terrain an die Universität. Infolgedessen, zehn Jahre später konkretisierte sich die Idee, diesen Ort wieder mit einem alpinen Garten zu versehen. Nämlich mit dem Vogesengarten Chitelet.

Unter der Leitung des botanischen Gartens von Nancy begannen folglich die ersten Arbeiten im Sommer 1966. Französische und deutsche Studenten leisteten darüberhinaus freiwillige Arbeit. Diese wurde dann noch 1967 und 1969 fortgesetzt.

Vogesengarten Chitelet, Eine Ansicht
Vogesengarten Chitelet, Eine Ansicht

Nachfolgend wurde der Garten dann im Frühling 1970 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Was sind die Ziele des Gartens?

Über die Entdeckung der Schönheit der alpinen Flora in den Gebirgen unserer Erde hinaus, hat der Vogesengarten Chitelet folgende Ziele:

– Information für jedermann über die alpine Pflanzenwelt
– Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse
– Sammlung und Bewahrung der Flora
– Den Schutz bedrohter Arten
– Unterstützung der Forschung

Das Klima
Es kann hier oben von Anfang Oktober bis Anfang Juni schneien. Aus den vergangenen Jahren weiß man, dass die Schneedecke kann sich 4 bis 5 Monate halten kann. Ihre Dicke war oft am Anfang des Frühlings noch enorm. Zum Beispiel im Jahre 2006 waren es 2,5 Meter.

Vogesengarten Chitelet Gesamtansicht
Gesamtansicht

Die mittlere Temperatur dreht sich um 4 bis 5 Grad in einer Höhe von 1200 Meter. Vereinzelte Schneeflecken sind möglich selbst während des Sommers. Das Thermometer kann im Winter manchmal -20° bis -25° erreichen. Die UV-Strahlung ist in dieser Höhe natürlich erheblich höher als unten im Tal. Denken Sie an einen Schutz.

Wie nun überleben in widriger Umgebung?

Die Pflanzen können ja nicht weglaufen so wie wir. Der Schnee kann den Boden während mehrerer Monate bedecken. Die mögliche Zeit für das Wachstum ist beträchtlich eingeschränkt. In dieser Umgebeung zu leben setzt somit mehrere Dinge voraus:

Der Zukunft vorgreifen

Die Pflanzen sind daran interessiert keine Zeit zu verlieren. Sie bereiten sich auf den Frühling schon mehrere Monate im voraus vor. Die Blütenknöpfe werden deshalb bei manchen Arten schon im Herbst angelegt. Sodass sie dann sofort nach dem Schmelzen des Schnee geöffnet werden können.

Alpen-Enzian, Gentiana alpina
Alpen-Enzian

Dies ist beispielsweise bei den Enzianen (Gentiana) der Fall. Enzian-Arten wachsen als ein- bis zweijährige, oder ausdauernde krautige Pflanzen. Desweiteren ist dies so bei Primeln (Primulaceae) und Alpenglöckchen (Soldanella alpina).

Mehrjährige Pflanzen

Dank unterirdischer Reserven, also zum Beispiel Wurzelstöcke oder Knollen, sind die Pflanzen an die kurze zur Verfügung stehenden Zeit gut angepasst.

Berg-Flockenblume, Cyanus montanus
Berg-Flockenblume

Die Berg-Flockenblume, als Beispiel, wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 20 bis 50 Zentimetern.

Zwergwuchs

Eine Schneedecke mit einem Meter Dicke kann bis zu 500 kg/qm wiegen! Das ist eine enorme Beschränkung für die Pflanzen. Je kleiner sie also sind, desto geringer sind die Nachteile. Der Zwerg-Kreuzdorn (Rhamnus pumila) macht sich ganz klein. Er erreicht nur Wuchshöhen von zirka 20 cm.

Die Stumpfblättrige Weide (Salix retusa), mit 5 bis 30 cm langen Zweigen ist desweiteren ein Zwergstrauch.

Stumpfblaettrige Weide, Salix retusa
Stumpfblaettrige Weide

Die Wurzel ist zudem kräftig entwickelt und reicht tief zwischen die Felsspalten. Fast unscheinbar nicht?

Der Gletscher-Hahnenfuß setzt noch eins darauf. Obwohl er seine Knospen sogar ein Jahr im voraus ansetzten kann, baut er bereits gebildete Knospen in ungünstigen Sommern wieder ab.

Zudem kann er seine Reservestoffe aus den Blättern wieder zurück in die Wurzeln verlagern. Wenn das nicht richtig raffiniert ist.

Wie schützen sich Pflanzen vor der UV-Strahlung?

Die reinere Atmosphäre in der Höhe filtert natürlich viel weniger die UV-Strahlung. Die Intensität der ultravioletten Strahlung ist deswegen viel stärker, und dadurch wirklich schädlich für Pflanzenteile die etwas exponiert sind. Um sich zu schützen haben die Pflanzen verschiedene Strategien entwickelt:

Pigmente in den Blättern und Blüten

Die Konzentration von Pigmenten in den Blättern ( dunkles Grün) in den oberen Zellen, oder in den Blüten ( sehr helle Farben) stellt einen Schutz gegen die Strahlung dar, genauso wie die Bräune der Haut bei den Menschen.

Behaarung

Weisse oder silberne Härchen, Borsten oder auch Flaume die die Blätter und Stengel von zahlreichen alpinen Pflanzen bedecken, reflektieren einen Teil des intensiven Sonnenlichts dem sie unterworfen sind. Die Behaarung wirkt wie ein Filter für die UV-Strahlen.

Alpenmohn, Papaver alpinum
Alpenmohn

Nein, das ist nebenstehend, kein weißer Hahnenfuß, oder etwas Hahnenfußartiges.

Es ist der Alpen-Mohn (Papaver alpinum). Wir alle kennen den Roten Klatschmohn mit seiner schönen, aber schnell vergänglichen Blüte.

Hier ein Beispiel für die Anpassung in den Bergen und die Beschränkung auf das absolut Notwendige. Die weiße Farbe ist ein Schutz gegen die UV-Strahlen.

Der Alpen-Mohn ist eine mehrjährige Pflanze, die mehrere aufrechte und behaarte Stängel besitzen kann.

Er hat eine kräftige Pfahlwurzel und ist daher ein guter Schuttstauer. Nach oben zu sichert sich der Alpen-Mohn mit hangaufwärts ziehenden Wurzelfasern. So bereitet sich der Mohn auf die nächste Saison vor. Sie dauert nur wenige Monate im Sommer, zudem ist nicht immer Sonnenschein, daher können Insekten nicht immer eine Bestäubung vornehmen. Hier stimmt ausnahmsweise einmal der Spruch: nur für kurze Zeit.

Die Kuhschelle ist ein weiteres Beispiel für die Anpassungsfähigkeit der Pflanzen. Hier die Version, die wir alle kennen.

Gewoehnliche Kuhschelle, Pulsatilla vulgaris
Gewoehnliche Kuhschelle

Und hier die Version, die sich an die widrigen Bedingungen der Bergwelt angepasst hat. Vermutlich ist diese Version schon seit der letzten Eiszeit hier und somit ein Rudiment.

Alpenkuhschelle, Pulsatilla alpina
Alpenkuhschelle

Da sich die fedrig-behaarten Griffel im Zuge der Fruchtreife auf bis zu 5 Zentimeter verlängern, ist der Fruchtstand der Pflanze entfernt einer Pustblume ähnlich. In der Schweiz Haarmannli genannt. In Oestereich spricht man vom Wilden Mann.

Der Dahou

Dahus montanus var. vosgicus

Der Dahu oder Darou ist ein Tier mit einem braun-grauem Fell und lebt in den Bergen. Er ähnelt etwas dem Steinbock, ist aber sehr schüchtern.

Dahu, oder Darou
Dahu

Als Besonderheit hat er auf der einen Seite kürzere Füsse als auf der anderen. Ja, es ist die rechte Seite auf der die Füsse viel kleiner sind, also ein rechtsdrehender Dahu. Wenn auf der linken Seite die Füsse kleiner sind, ist es ein linksdrehender Dahu.

Der Dahu ist sehr schwierig zu beobachten. Manchmal werden Jagden organisiert um zu sehen, ob diese Art schon verschwunden ist.

Dazu schlagen Jäger in der Nacht mit einem Stock auf Baumstümpfe und pfeiffen dabei. So überrascht dreht sich der Dahu um, dabei verliert er aber aufgrund seiner ungleichlangen Füsse das Gleichgewicht. Daraufhin rollt er den Berg hinunter und kann dann von anderen Jägern unten in einen Sack gesteckt werden.

Weitere Forschungen werden angestellt über seine Lebensgewohnheiten, seine Fortpflanzung und seine Ernährung.

Die Quelle der Vologne im Vogesengarten Chitelet

Der Kenner weiss, dass einige Mineralwässer aus den Vogesen kommen. Das klare Wasser der Quelle läßt auch keinen Zweifel daran.

Vologne-Quelle im Vogesengarten Chitelet
Vologne-Quelle im Vogesengarten Chitelet

Der lustigste zweideutige Werbespruch zu einem der Wässer ist: „Jeder hat einmal im Leben eine Carola“. Auf die Vologne treffen wir wieder am Lac de Longemer, den sie durchfließt und dann weiter an den Wasserfällen Saut des Cuves, vor den Toren Gerardmer. Später fließt das Wasser der Vologne in die Mosel, danach in Rhein und Nordsee.

Auf den ersten Metern der Vologne.

Auf dem Bild sieht man im Vordergrund die Japanische Primel. Dahinter einen orangefarben Rhododendron. Rechts die Weiße Scheinkalla, Lysichiton camtschatcensis aus Nordostasien.

Kurz nach der Vologne-Quelle
Kurz nach der Vologne-Quelle

Die Wege im Vogesengarten Chitelet sind gut begehbar angelegt, teilweise mit Bohlenwegen. Diese hier führen zu einem weitflächigem Hochmoor, wo es aber ausser Wollgras, Heidelbeeren und ein paar vertrockneten Moosbeeren nicht viel zusehen gibt. Also weiterer Platz ist durchaus noch da.

Die geographische Lage.

Jardin de Chitelet

 

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